Handwerk und Gewerbe

Seewen war seit jeher landwirtschaftlich geprägt. Vor 100 und mehr Jahren glänzte und dampfte beinahe vor jedem Haus ein Miststock. Für fremde Besucher war dies sicherlich negativ beeindruckend nur schon wegen des Geruches und für die Einheimischen kaum wahrnehmbar und nicht wegzudenken. Noch einige bestehende Miststockmauern zeugen aus dieser Zeit und werden als kleine Gärtlein oder Abstellplätze genutzt. Nebst der Landwirtschaft trugen aber auch viele Handwerker und ein bedarfsdeckendes Gewerbe zu einer autonomen und autarken Gemeinde bei. Wenn am Morgen früh das Klingen des Ambosses des Dorfschmiedes durch das Dorf ging begannen kurz darauf meistens auch die Handwerker mit ihrer Arbeit. Die Bäckereien; Metzgerei, Post und die Käsi hatten geregelte Öffnungszeiten und die Mercerie, der Schuhladen, die Hutladen der Coiffeur hatten meistens Abends offen wenn die Milch in der Käsi war, das Heu im Trockenen war oder der/die Inhaber/in nicht gerade in einer Kommissionsitzung oder Gemeinderatssitzung verweilte.

In der Küpf um 1935, v. l. n. r.: Kind unbekannt, Walter Erzer (1901-1964), Josef Erzer (1873-1955), Adolf Pflugi (1868-1944). Das Foto wurde von Paula Häner-Kilcher zur Verfügung gestellt.

Aus nachfolgenden Rechnungen ist die Vielfältigkeit der damaligen Handwerker und des Gewerbes im 19./20. Jh. ersichtlich. Interessant ist aber auch die Vielfalt der gehandelten Waren und Dienstleistung sowie deren damaligen Preise.

Ein Prägebriefkopf aus der Zeit von ca. 1900 von der ehemaligen Handlung Theodor Trösch im damaligen Fruchtspeicher (Zehntscheune), heute Bretzwilerstrasse 5 und einer Rechnung an die Kirche Seewen vom 10. Januar 1872.

Rechnung (22. April 1859) von Kaspar Wyss (1779-1873) Gerberei Seewen an Jakob Straumann in Bretzwil. J. Straumann (Schlosser) war der Vater von Fritz Straumann der die Dorfschmiede in Seewen gründete und betrieb. Der Nachfolger der Gerberei war Theodor Wyss (1827-1907).

Rechnung von Fritz Straumann (30. Dez. 1932) auf einer alten Rechnungsvorlage von Jakob Straumann. Ein altes Hufeisen wieder aufbeschlagen kostete Fr. 1.50! Heute kostet ein neues Hufeisen beschlagen Fr. 40.-.

Rechnung für Trottgebühr (Mostpresse), Saatkorn und Fuhrlohn von der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Seewen vom 4. Jan. 1918 an Emil Kohler. Visiert von Jakob Bruderer Lehrer in Seewen.

Max Wohlgemuth war der letzte Allmendschmied.

Albin Tscharland betrieb die Allmendmühle. Er stellte Rechnung an Familie Kohler für Mahllohn am 8. Juni 1918.

Theodor Erzer war Wirt auf dem Restaurant Rössli. Er stellte am 1. Juli Rechnung an Benedikt Kohler.

Wieviel damals für einen grösseren Anlass im Gasthof Sonne noch berappt werden musste ist hier ersichtlich.