Wegkreuze

Viele Weg- oder Flurkreuze in unserer Gemeinde zeugen vom christlichen Glauben und sind mit unserer Geschichte stark verbunden. Wegkreuze befinden sich an markanten Orten wie Wegkreuzungen, Wegrändern, Anhöhen, auf dem Felde zwischen 2 Bäumen oder Orten eines Geschehnisses. Die Errichtung eines Wegkreuzes kann auf die verschiedensten Gründe zurück geführt werden wie ein Todesfall, Verbrechen, Unglück, Sühne, Dankbarkeit oder abgewendetem Unheil. Die meisten unserer Wegkreuze besitzen dazu auch eine Geschichte.

FRIEDHOFKREUZ

Foto H. Gehrig

Kurz vor 1900 fand eine Friedhofsanierung statt. Das Steinkreuz das über unsere Verstorbenen wacht dürfte aus dieser Sanierungsepoche stammen.

KÜPFKREUZ

Foto Küpfkreuz 2021, H. Gehrig

Das Küpfkreuz aus dem Jahre 1628 ist das älteste Wegkreuz in Seewen. Unter welchen Umständen es entstanden ist, ist leider nicht bekannt. Immerhin gab es einen christlichen Hintergrund für ein Gespräch zu zweit und den Genuss eines Stumpens auf dem von der Sonne vorgewärmten Kreuzsockelstein.

Ein gesegnetes Feierabendbänklein. Bild von Bruno Trösch Seewen

Auf dem Bild Lina Kölliker-Disler (1878-1962) und Ehegatte Urs Victor Kölliker (1872-1950) an einem Feierabend um das Jahr 1948.

RADACKERKREUZ

Foto H. Gehrig

Wer das Radackerkreuz erstellt hat ist nicht bekannt dafür die Geschichte dazu. Um das Jahr 1920 soll folgendes geschehen sein: Der Kaufmann Willi, er hiess Müller, hatte die Raiffeisenkasse, war aber von Beruf Bauer. Seine Frau war Schuelnäijere (Arbeitslehrerin für Mädchen) und hatte einen Laden für Strickwaren. Der Willi und sein Knecht, der Chilcheräi Franz, führten also in diesem Jahr einen Stier nach Arlesheim in die Metzgerei. Der Kaufmann Willi hängte dann dem Franz die Halfter über die Achsel und schickte diesen nach Hause, während er mit dem Erlös nach Olten weiterreiste. Beim Radacherchrüzli sollen zwei vermummte Gestalten den Franz niedergeschlagen haben und wollten ihn ausrauben. Sie hatten aber den Falschen erwischt. Dem Franz soll nicht viel passiert sein, er erreichte das Dorf blutüberströmt, aber sonst wohlbehalten.

ALLMENDKREUZ

Vom Allmendkreuz ist der Ursprung leider nicht bekannt. Das Kreuz stand bis 1901 beim inneren Allmendbrunnen und wurde bedingt durch den Bau der öffentlichen Wasserversorgung 1901 an den heutigen Standort, auf Gemeindeeigenen Boden versetzt. Das Gärtlein um das Kreuz wurde viele Jahre von Ernst Müller (1932-2024) gepflegt.

ALTE BÜRENSTRASSE

Foto H. Gehrig

Vom Wegkreuz an der Alten Bürenstrasse ist nicht bekannt wer es erstellt hat und mit welchen Hintergrund.

WEGKREUZ IM SEE

Über das Wegkreuz im See ist nichts bekannt. Ca. 1974 wurde es um einige Meter versetzt.

BÜRENWEGKREUZ

Foto H. Gehrig

Unsere Grossmutter Marie Schneider-Wiggli, geb. 1872, hat uns Kindern viele Geschichten von früher erzählt. Eine davon ging uns besonders unter die Haut. Die französische Revolution mit ihrer Kirchenfeindlichkeit griff auch auf unsere Gegend über. So soll der Bauer Hans zum Heiland am Kreuz beim Bürenweg gesagt haben: „Du taugst nichts und tust nichts für uns Menschen, dir sollte man Arme und Beine zerschlagen und dich vom Kreuz herunterholen.“ Vom grauenvollen Hass zerfressen schien dieses Bauernherz zu sein. Einige Zeit später hat Hans vom Banholz her (dieser Name stammt vielleichht von den Eichen, die für Bahnschwellen verwendet wurden) grosse, schwere Baumstämme geführt. Die Pferde zogen den schweren Langholzwagen über die Lehmgrubenstrasse in Richtung Bürenweg, als sie plötzlich scheuten und durchbrannten. Unmöglich sie zum Stehen zu bringen. Hans rannte mit, stolperte aber, fiel unter den Wagen und wurde von den Rädern zerquetscht und förmlich zermalmt. Als „Häuflein Mensch“ blieb er liegen und verblutete. Wo hat man Hans gefunden? Ganz in der Nähe des Wegkreuzes, dessen Heiland ihn so sehr im Weg stand. Pferd und Wagen konnten eingefangen werden, aber für Hans kam jede Hilfe zu spät. Ab und zu straft der Herr sofort, um ein warnendes Beispiel zu geben.

Nacherzählt von Alma Vögtli-Müller, Willy, Alice und Oskar Müller

Abschrift aus „Dorfgeschichten Seewen 1997 von Louise Budmiger“

WENGENKREUZ

Ums Jahr 1840 kam ein Sepp Tscharland-Cisi mit seiner Frau Bethli auf den Hof Schneematt im Banne Büren zu wohnen. Die Schule und die Kirche besuchten die Leute im näher gelegenen Seewen und Steuern bezahlten sie nach Lupsingen, Büren und Seewen. Die Tscharlands hätten gerne Nachwuchs gehabt. Dreimal hatte die Frau eine Fehlgeburt. Da riet ihnen jemand, sie sollten irgendwo ein Kreuz aufstellen. Auf ihrem Kirchweg, auf Wängen, errichteten sie dann etwa 1870 ein Eichenkreuz. Und wirklich, im Jahre 1871 kam der erste Stammhalter, Albin Tscharland, zur Welt. Morgens um 5 Uhr soll dann der Sepp noch einen Heiland ans Kreuz genagelt haben. Es folgten dann noch drei weitere Kinder, Anna, Joseph und Xaver. Mit der Zeit wurde das Kreuz morsch und man ersetzte es durch eines aus Stein, welches dann in einer feierlichen Prozession mit Kreuz und Fahnen, etwa ums Jahr 1940 eingeweiht wurde.

BÄLCHKREUZ

Im Bälch, am Schneemattweg schufen 1928 aus einem unbekannten Grund Alphons Müller und sein damaliger Lehrling Alfred Kohler ein Holzkreuz. Unter dem Steinsockel war eine Flasche vergraben mit nebenstehender Inschrift die erhalten blieb. Das Kreuz ist seit geraumer Zeit abgegangen und beim Wegräumen des Steinsockels fand G. Wiggli die Flasche mit dem Schriftstück.

GRUNDKREUZ

Ein Lausbubenstreich mit fatalen Folgen führte zu diesem Kreuz im Grund. Wittwer Wilhelm Scherrer (1849-1903) war viele Jahre Wirt im Restaurant Sternen und Metzger an der Alten Bürenstrasse. Zudem amtete er noch als Gemeinderat. Wie gewohnt bediente er am Samstag den 2. Mai 1903 mit dem Pferdefuhrwerk seine Kundschaft bis nach Nunningen mit Fleisch. Auf dem Heimweg kehrte er im Restaurant Blume in Bretzwil ein. Lausbuben nutzten die Gelegenheit und vertauschten bei seinem Pferdefuhrwerk das vor der Wirtschaft abgestellt war, die Leitseile. Auf der Heimfahrt lenkte er wenig später auf der Höhe der ehemaligen Poststelle das Fuhrwerk in den Dorfbach und starb an den Folgen der Verletzungen. Da Bretzwil eine reformierte Gemeinde ist wurde das Wegkreuz zur Erinnerung an W. Scherrer und den tragischen Unfall in Seewen (Im Grund) errichtet.

DUMMETENKREUZ

Als weiteres abgegangenes Wegkreuz ist das ehemalige Kreuz in der Dummeten bekannt. Es weisen jedoch nur noch schriftliche Dokumente darauf hin. Wo das Kreuz gestanden hat ist nicht bekannt. Erwähnt wird es 1575 uff Tumatten, bÿ dem Crütz (Dorn Urb 1575 Arb., 308 r); 1520 Zwo Jucharten uff tummaten, bÿ dem krüz (Dorn Urb 1520, 379)

HAFNERKREUZ

Joseph Champion (1771-1843) war verheiratet mit Anna Wiggli (1775-1855). Sein Beruf war Hafner. Zusammen hatten sie 10 Kinder. Bis weit in die industrielle Zeit war es Pflicht, dass die Kinder dem Vater das Mittagessen das die Mutter vorbereitet hat, an den Arbeitsplatz brachten. Diese Arbeit war bekannt unter dem Begriff «Essentragen». So auch am 3. Mai 1843 geschehen. Kinder von Joseph und Anna trugen das Mittagessen zu Joseph der auf dem Homberg Brennholz rüstete. Als sie auf dem Holzplatz ankamen fanden sie Vater Joseph tot vor. Er ist an einem Herzversagen gestorben. Als Andenken an einen tragischen Tod errichteten die Nachkommen an der Todesstelle von Joseph Champion auf dem Homberg das «Hafnerkreuz».

JEKERKREUZ

Der Wittwer Franz Josef Jeker (1876-1938) von der Sägerei im Weiherhof war am 29.03.1938 im Eigenhof zu Besuch. Auf dem Heimweg nach Seewen verirrte er sich im Gebiet Chalchofen und stürzte über die Felswand ca. 100 m tief in das Seetal. Nach der Vermisstmeldung konnte der Alleinstehende F.J. Jeker mit einem Person- und Feuerwehraufgebot Tage danach unterhalb der Absturzstelle tot aufgefunden werden. Ihm wurde an der Absturzstelle das «Jekerkreuz» erstellt.

SCHNEEMATTKREUZ

Das pietätvoll gestaltete Werk ersetzt zwei Vorgängerinnen aus den Jahren 1876 und 1940. Möglich gemacht hat dies der Lupsinger Ehrenbürger und ehemalige Waldchef Richard Tschopp, der als Initiator und Sponsor die treibende Kraft hinter diesem Projekt war.Das aus Eichenholz gefertigte Kreuz steht im Gebiet Schneematt, einem seltenen Gemeindetreffpunkt von vier Kommunen. Die Gemeinden Ziefen, Lupsingen, beide Basel-Landschaft, sowie Büren und Seewen, beide Solothurn, treffen dort, am traditionellen Banntagsplatz von Lupsingen, zusammen. Der Ort, an welchem die Naturfreunde Liestal über Jahrzehnte bis zu deren Auflösung Ende 2010 wirkten, ist allerdings kein Platz für Feste im engeren Sinn, sondern ein Ort der Besinnung und der Ruhe.Richard Tschopp, welcher der Initiator des schlicht gehaltenen Eichenholz-Wegkreuzes ist, und der als ehemaliger Waldchef der Bürgergemeinde Lupsingen eine enge Beziehung zur Schneematt hat, sagt dem «Wochenblatt», dass es ihm ein Bedürfnis war, das in den 1970er-Jahren verfallene letzte «Tscharland»-Kreuz durch ein neues zu ersetzen. Er sagt auch, warum das Kreuz den speziellen Namen trägt. Dieser ist von den ehemaligen Besitzern des Schneematt-Bauernhofs abgeleitet, die das erste Kreuz 1876 errichtet hatten. Die Familie Tscharland, die einst von Seewen auf die Schneematt übersiedelte, hätte dies im Zeichen um Kindersegen und in Dankbarkeit getan. Neue Besitzer des Schneematt-Bauernhofs hätten, so Tschopp, zum Kreuz ebenfalls lange Jahre Sorge getragen und dieses 1940 sogar erneuert. In den 1970er-Jahren sei dieses jedoch ebenfalls «der Altersschwäche» zum Opfer gefallen. Das nunmehr neu aufgestellte «Tscharland»-Kreuz ist das Dritte seiner Art auf der Schneematt, nach einer gewissermassen gut 40-jährigen Pause. Es stellt sicher, dass das Kreuz und die Schneematt jetzt wieder vereint sind. An einem speziellen wie verträumten Ort. Ein Besuch dorthin auf rund 570 Meter Seehöhe lohnt sich. Neben dem Kreuz befindet sich das Kellerhäuschen des ehemaligen Bauernhofs, der vor über 60 Jahren zurückgebaut wurde. Das Spezielle an diesem der Bürgergemeinde Lupsingen gehörenden Kellerhäuschen, das zurzeit von den Lupsinger «Waldchutzen» gemietet ist, ist die Tatsache, dass dieses in zwei Gemeinden steht. Ein Drittel des Hauses liegt auf Seewener Boden, zwei Drittel auf Bürner Gemeindegebiet. Konkret: Die halbe Küche und die Garderobe befindet sich in Seewen. Dies ist Grund genug dafür, dass die Bürgergemeinde Lupsingen als Grund- und Hausbesitzerin im Kanton Solothurn auch Steuerzahlerin ist.

Aus dem Wochenblatt vom 11.10.2017 von Willi Wenger-Wüthrich

Korrektur: Die Familie Tscharland gelangte nicht von Seewen auf die Schnematt. Die Familie Tscharland stammt von Vitznau LU und ist mitte 19. Jh. in die Schneematt gesiedelt und nach dem Brand des Hofes nach Seewen gezogen wo noch immer Nachfahren beheimatet sind. (H. Gehrig)

MARIA IM BAUME

Foto H. Gehrig 17.09.2018

Die Maria im Baume ist in einen Lindenbaum eingearbeitet. Unten links und rechts zwei kleine Blumenvasen. Es wird mündlich überliefert, dass Alfred Kohler (1912-1982) aus Seewen,  in jungen Jahren diese Maria im Baum eingearbeitet hat. Seit 1960 wird dieses Mutter-Gottesbild von Walter Straumann gepflegt. Wer es besuchen möchte um einen kurzen Moment Innezuhalten, findet es am Konradsbrünnliweg, Koordinaten 2616144/1254293.

GEDENKTAFEL ENOGARI

1901 wurde die erste öffentliche Wasserversorgung in Seewen eingerichtet. E. Enogari aus Basel wurde mit den Baumeisterarbeiten beauftragt. Bis alles einwandfrei funktionierte und alle Abrechnung erledigt waren dauerte es bis 1903. So war Ezechiele Enogari am 24. Mai 1903 in Seewen an einer Besprechung bis in die Nacht. Bei der Rückfahrt mit dem Pferdefuhrwerk nach Basel verunglückte er im Sertel tödlich. Obige Gedenktafel wurde ihm zum Gedenken errichtet. Die Tafel befindet sich bei der Abzweigung zum Eigenhof, rechts auf Augenhöhe in den Felsen eingearbeitet.