Dorfbrunnen

Die Wasserversorgung unseres Dorfes für Menschen und Tiere erfolgte seit dem Mittelalter bis 1901 ausschliesslich über die Dorfbrunnen mit Ausnahme der dezentralen Höfe die eigene Quellen besassen und zum Teil noch heute benutzen. Die Tiere wurden an die Brunnen geführt um zu tränken und das Wasser für die Haushalte musste am Brunnen gereicht werden.

Die Dorfbrunnen stellten auch einen Treffpunkt dar für einen Schwatz, einen Meinungsaustausch oder spielende Kinder. Es soll auch vorgekommen sein, dass ab und zu mal ein fremder Brautschauer oder ein unbeliebter Polizist im Dorfbrunnen getunkt wurde um wieder auf klare Gedanken zu gelangen. So standen die Brunnen auch im Zentrum des Dorflebens.

Erst ab 1901 als die erste öffentliche Wasserversorgung mit einem Hochreservoir, einem Leitungssystem mit Hydranten für die Brandbekämpfung realisiert wurde, konnten private Haushalte und Betriebe am öffentlichen Netz anschliessen um Trinkwasser zu beziehen. Die Dorfbrunnen behielten aber ihre Aufgabe als Tiertränke bis vor noch nicht zu langer Zeit.

Unsere Dorfbrunnen stellen ein kulturelles Erbe dar, sind schützenswert und zum Teil bereits geschützt. Umso mehr kommt der Gemeinde die Aufgabe zu, unsere Dorfbrunnen zu pflegen und zu erhalten. Die Vorfahren unserer Dorfbrunnen die noch aus Holz bestanden erfuhren keine lange Lebensdauer. Unsere heutigen Kalksteinernen Brunnen sind beständiger und um einiges grösser.

Um 2003 konnten die Brunnen mit Halterungen für den heutigen Blumenschmuck ergänzt werden. Julius Tscharland fertigte diese in Fronarbeit für die Gemeinde mit viel Fleiss und Handwerklichem Geschick. Zusammen mit dem sommerlichen Blumenschmuck erfreuen sie diejenigen die unseren Brunnen die Aufmerksamkeit schenken. Ein grosser Dank gilt auch den Personen die während der Vegetation den Blumenschmuck mit Hingabe und einem grünen Daumen pflegen.

UNSERE DORFBRUNNEN

KÜPFBRUNNEN

Küpfbrunnen 1945; Foto Denkmalpflege Solothurn

Es ist unverkennbar, dass damals am Küpfbrunnen Kühe getränkt wurden. Doch wenn der Güllewagen überlief wurde das Gröbste wieder weggeschwenkt. Hauptsache: Das Wasser war sauber.

Küpfbrunnen im Jubiläumsjahr 2021; Foto H. Gehrig

Gemeindearchiv Seewen, Foto: H. Gehrig 2001
Küpfbrunnen 2021, Foto: H. Gehrig

Links: Willi Vögtli (Seilerwilli), rechts Adolf Wiggli (s’Auguste Dolfi); die Mädchen sind nicht bekannt, dürften aber auch von der Küpf stammen.

DUMMETENBRUNNEN

Der 1869 entstandene Dummetenbrunnen mit dem Langtrog stammt aus den Solothurner Steinbrüchen. Mit der damaligen Zentralbahn gelangte er nach Liestal und ein mehrspänniges Pferdefuhrwehrk transportierte ihn über Büren nach Seewen in die Dummeten.

In späteren Jahren wurde ihm am Trogende noch ein Beitrog aus Beton angebaut. Der Brunnen versorgte nebst privaten Häusern auch 6 Bauernbetriebe. Im Jahre 2007 beschloss der Gemeinderat die Brunnenanlage restaurieren zu lassen sowie in den ürsprünglichen Zustand zu versetzen.

Dabei wurde der unpassende Beitrog entfernt und der gepflästerte Brunnenpatz saniert und angepasst. Die Wasserversorgung des Brunnens erfolgt noch immer über eine eigene Quelle im Spychergarten. Die Quellfassung(en)? sind leider nicht mehr lokalisierbar. Am Brunnen wird kein Vieh mehr getränkt, umso mehr erfreuen sich wieder Kinder beim sommerlichen planschen.

Foto H. Gehrig 2024

Im alten Dorfplan vom Jahre 1871 ist der Dummetenbrunnen mit der Führung der Zuleitung festgehalten.

Foto H. Gehrig 2007

Der Dummetenbrunnen im Jahre 2007 während der Restaurierung bei der Firma Weber AG in Röschenz die spezialisiert ist für die Restaurierung von Steinbrunnen.

DORFBRUNNEN

Foto H. Gehrig

Unser Dorfbrunnen auf dem Dorfplatz hat eine lange Geschichte und bereits einige Veränderungen hinter sich. Der ursprüngliche Dorfbrunnen ist 1520 erstmals erwähnt. Ursprünglich handelte es sich um einen artesischen Brunnen der vom Gebiet Zelgli gespiesen wurde. Der uns erst bekannte Rundbrunnen bestand aus gehauenen Kalk-Quadersteinen mit einem Innendurchmesser von 1.45 m der von unten von (artesisch) gespiesen wurde und sich von alleine bis zum Überlauf füllte.

Die Reste des Bauwerkes sind unter dem heutigen Trottoir in einem Schacht noch vorhanden und ersichtlich. Da der Rundbrunnen kein Wasserrohr besass wo der Eimer untergestellt werden konnte, musste das Wasser von der Bevölkerung aus dem Brunnen geschöpft. Das überlaufende Wasser gelangte in einen zusätzlichen, steinernen Trog an dem das Vieh getränkt wurde. Der Überlauf des Beitroges ergoss sich wiederum in einen dritten kleineren Steintrog der für das Waschen der Schuhe, Garten- und Feldwerkzeuge usw. vorgesehen war.

Auf dem ersten Gemeindeplan aus dem Jahre 1871 ist diese Brunnenanlage noch ersichtlich. Im Jahre 1918-20 herrschte die Spanische Grippe. Die Ursache der Pandemie war unbekannt und führte weltweit zu Millionen von Todesopfern. Auch in Seewen sind Todesfälle bekannt und es traten auch immer wieder Fälle von Typhus und Cholera auf die auf unsauberes Wasser zurück führten.

So beschloss der Gemeinderat um 1920 den artesischen Dorfbrunnen zu schliessen und das Brunnenwasser durch das Brunnenbächlein direkt in den damals naheliegenden Dorfbach (wo heute die Herrenmattstrasse verläuft) zu leiten. Bei der Strassensanierung 2019 kam der Alte artesische Brunnen einiges unter dem heutigen Niveau wieder zum Vorschein.

Die Reste des Bauwerkes sind unter dem heutigen Trottoir in einem Schacht noch vorhanden und ersichtlich. Anstelle des heutigen Vorgängerbrunnens wurde ein neuer Brunnen erstellt mit einem Gusseisernen Brunnenstock der über das Gemeindewassernetz gespiesen wurde. Dieser Vorgängerbrunnen ging defekt und wurde um 2000 mit der Neugestaltung des Dorfplatzes durch einen Occasionsbrunnen ersetzt.

Planauszug Dorfplan 1871 mit Brunnenanlage
Dorfbrunnen um 1900 nach einer Ansichtskarte
Überreste des ehem. artesischen Dorfbrunnens unter dem heutigen Trottoir beim Dorfplatz; Foto H. Gehrig

DORFBRUNNEN HOFER

Der Dorfbrunnen «Hofer» kann auch als ein dritter Allmendbrunnen bezeichnet werden. Dieser Brunnen besteht aus einem Betonguss, vielleicht um die 100 Jahre alt. Wann er entstanden ist, ist nicht bekannt und ob sich dort ein Vorgängerbrunnen befunden hat ebenso wenig.

Es ist denkbar, dass er nach der Bachkorrektur 1920 installiert wurde. Durch die leicht schräge, gegen die Strasse gerichtete Position und mit sommerlichem Blumenschmuck bildet er ein Blickfang und spendet den umliegenden Gärten das kostbare Nass.

INNERER ALLMENDBRUNNEN

Der Innere Allmendbrunnen mit sep. Beitrog auf dem Allmendplatz wüsste vieles zu berichten. Er steht ja auch mitten auf dem Allmendplatz. Er geht auch noch in die Zeit vor der öffentlichen Wasserversorgung zurück. Leute kamen und gingen vorbei, hielten inne und plauderten.

Mancher Wanderer erfrischte sich an seinem kühlen Quellwasser. Er war auch Zeuge von vielen musikalisch umrahmten Vereinsempfängen und vom jährlichen Maitanz, und das seit Jahren als er aus einem Stück Jurakalk gehauen wurde. Woher der Stein stammt ist nicht bekannt.

Der Allmendbrunnen in einer wichtigen Nebenrolle am Maitanz 2004, Foto H. Gehrig

ÄUSSERER ALLMENDBRUNNEN

Der Äusser Allmendbrunnen steht etwas dezentraler da. Er wird aber ebenso gebraucht und geschätzt wie alle anderen öffentlichen Brunnen